Mobbing

"Sowohl in der Familie, als auch im Berufsleben erlebe ich Mobbing. Warum? Ich weiß es nicht!

Aus meiner Sicht habe ich in der Familie viele Neider. Ich bin von uns Kindern die einzige, die studiert und ein Buch geschrieben hatte, bin aber dennoch nicht diejenige, die deswegen heute das meiste verdient. Meine Brüder, die beide eine Ausbildung gemacht hatten und dadurch weit früher im Berufsleben standen, verdienen heute beide mehr. Darüber witzeln sie immer mal wieder, was mich kränkt. Jeder trägt seinen Beitrag zur Gesellschaft bei, ob als Studierter oder Ausgebildeter. Mir scheint, dass ihr Hochmut genau darin besteht, finanziell über mir zu stehen. Wobei, ich glaube gar nicht, dass es Hochmut ist, sondern eher der Ehrgeiz, mich zu übertrumpfen, eben und gerade deshalb, weil sie ihre Finanzen noch besser gestellt haben, als ich es beruflich vermag.

Irgendwie kritisiert mich meine Familie ständig. In nichts kann ich anderen Familienmitgliedern in dem entsprechen, was sie von mir erwarten. In allem kann ich ihnen ihrer Meinung nach nicht das Wasser reichen. Ich bin für sie zu egoistisch, zu oberflächlich, zu fordernd, zu laut, zu extrem. All das wird - je nach Thema - gerne und immer wieder von ihnen sehr kritisch bemängelt, belächelt oder ich werde sogar tatsächlich ausgelacht. Das kleine Dummchen bin ich; so spricht man mit mir und so werde ich auch behandelt.

Rege ich mich darüber auf und leider werde ich dabei laut, wird es für mich noch schlimmer. Ich habe das Gefühl, einer verschworenen Gemeinschaft gegenüber zu stehen, die sich gegenseitig unterstützen, sodass ich eh keine Chance habe, gehört, wahrgenommen, ernstgenommen und respektiert zu werden.

Gerne kramt man in der Vergangenheit herum, in der sich deren Meinung über mich wohl gebildet haben muss und die ist noch bis heute gültig. Sie leben nicht im hier und jetzt, sondern in der Vergangenheit, in der ich mit Sicherheit manchen Fehler gemacht habe. Damals hatte ich diesen aber nicht erkannt und wurde seinetwegen auch nicht kritisiert. Man schwieg, bis dann eines Tages die Kritik an mir immer anfing, immer deutlicher und mehr wurde.

Ich weiß gar nicht mehr, wie ich dem begegnen soll. Zwischenzeitlich habe ich hier und da mal versucht, ein versöhnliches Gespräch zu führen, habe meine Fehler, die die Dritten als solche erlebten, eingestanden, mich für sie entschuldigt. Aber all das half und hilft bis heute gar nichts. Man will mit mir bis auf das zwingend Nötigste eigentlich gar nichts mehr zu tun haben. Eine Chance, aus dieser vertrackten Situation herauszukommen, sehe ich nicht mehr. Das bedürfte dem good will der anderen und den gibt es nicht mehr.

Es hilft auch nichts, wenn ich meiner Verletzungen, auf denen so manche Entscheidung meinerseits beruhte, darlege. Sie finden immer und immer wieder andere Verhaltensweisen, die ich in der jeweiligen Situation hätte zeigen können. Mittlerweile empfinde ich mich schon wie eine Marionette, die all das genauso macht, wie die anderen es von mir erwarten. Ein ICH, ein so bin ich, genauso, wie ihr so seid, wie ihr seid“ und dafür allumfassenden Respekt von mir fordert, wird nicht angenommen.

Im Berufsleben habe ich Kolleginnen und Kollegen, die keine Situation auslassen, um mich bei unserem Vorgesetzten schlecht zu machen. Ob ihre Kritik stimmt oder nicht, spielt dabei schon gar keine Rolle mehr. Und mein Chef glaubt ihnen alles.“

Egal, was ich mache, ich werde in allem kritisch beobachtet: Wie lange ich am Kopierer stehe, mit wem ich wie lange rede, wie schnell ich meine Arbeit erledige, und ob diese auch tatsächlich einwandfrei ist, ob ich auch pünktlich aus meiner Mittagspause zurückkomme, wann ich nach Hause fahre, usw. Und bei alle dem erfolgt umgehend eine Kritik oder ein dummer Kommentar, wenn ich in den Augen dieser Dritten nicht absolut einwandfrei und nach ihrer Uhr ticke. Gerne führt man mich auch vor oder macht Witze über mich. Komme ich ins Büro, hört man oft auf zu reden. Sitze ich in der Kantine, setzt sich keiner neben mich. Frage ich Dritte, ob ich mich mit an den Tisch setzen darf, gibt es fadenscheinige Abweisungen und anschließend tuschelt und lacht man mit einem stetigen Blick zu mir. Das gibt mir das Gefühl, dass man sich gerade mal wieder über mich ´das Maul zerreißt´. Schrecklich! Ich fühle mich jedes Mal so ohnmächtig, vorgeführt, allein gelassen, deprimiert und klein.

Das wurde so schlimm, dass ich schon morgens Angst hatte, ins Büro zu gehen, nachts nicht mehr einschlafen konnte, weil das Kopfkino nicht abreißen wollte, ich morgens wie gerädert aufstand, lustlos im Büro saß, die Qualität meiner Arbeitsleistung litt, wodurch die Kritik an mir noch mehr wuchs - dieses Mal aber durchaus berechtigt - . Der Teufelskreis war im vollen Gange!“

 

Dieses scheiß Mobbing

"Dieses scheiß Mobbing. Ich bin eine wirklich gute Schülerin und bin auch immer sehr gut auf den Unterricht vorbereitet. Die Lehrer greifen im Unterricht auf mich zurück, wenn die anderen nicht mitziehen können. Das ist ja einerseits sehr schmeichelhaft, aber andererseits bin ich in der Klasse schon als Streberin verschrien. Weiß ich mehr als die anderen kommen Sätze wie: "Ja, wer wenn nicht du, weiß das mal wieder." Die Lehrer lassen diese erniedrigenden Kommentare der anderen wortlos stehen, gehen darüber hinweg, so als hätten sie es nicht gehört, oder begnügen sich nur damit, dem anderen beiläufig zu sagen: "Lass das mal sein", und machen gleich mit ihrem Unterricht weiter. Mein Problem ist damit aber überhaupt nicht gelöst - im Gegenteil; es dauert nicht lange und wieder kommen solche ausgrenzenden Sprüche von meinen Mitschülern. Auf dem Schulhof will keiner mit mir reden, also verbringe ich die Pausen für mich alleine. ... Scheiß Lehrer, scheiß Leben! Ich will so einfach nicht mehr. Ich will aus all dem Mist raus, aber wie?

Meine Eltern wollten eigentlich zur Schule und mit der Klassenlehrerin sprechen. Aber das wollte ich nicht, denn das wäre auf jeden Fall herausgekommen und dann wäre der Spießrutenlauf für mich noch schlimmer geworden."